Jugendfarm Ludwigshafen-Pfingstweide e.V.

Kleintierstallbau

Für eine Sendereihe des damaligen SWF-S3–Fernsehens "Wir über uns", in der sich Städte und Landkreise vorstellten, wurde eine Arbeit gesucht, die innerhalb von einer Woche ehrenamtlich zu erledigen sei. Etwas blauäugig schlugen wir vor, einen "Kleintierstall" für Schweine, Hühner, Gänse und Enten zu bauen. Dies fand bei den Verantwortlichen von Fernsehen und Stadt gleich Anklang, als sie aber die Größe erfuhren, kamen sie "etwas ins Schwitzen". Nichts desto trotz, die Stadtverwaltung und wir nahmen die Herausforderung an.
Innerhalb kürzester Zeit wurde ein richtiges Fachwerkhaus mit Lehmausfachung geplant. Wie schnell es gehen kann, sieht man an dem Terminplan:

      19.12.1995 Beschluß zur Teilnahme
      12.01.1996 Plan fertig
      16.01.         statische Berechnung fertig
      17.01.         "Stückliste" fertig
      18.01.         Baugenehmigung erteilt
      26.01.         "Einmessen"
      27.01.         Fundamentgräben ausheben
      28.01.         Einschalen
      29.01.         Betonieren, 1. Teil
      30.01.         Einschalen/Betonieren, 2.Teil
      31.01/2.01. Abbinden des Betons

Damit waren die Vorarbeiten gemacht, jetzt kam die eigentliche Arbeit:

      3./4.02.       Balken zurichten
      5.02.          Fußschwellen verdübeln
      6./7.02.       Aufbau der Holzkonstruktion
      8.02.          Dachdecken
      9.02           Richtfest mit einer S3-Live-Sendung

Und das alles ehrenamtlich, rund 30 Personen waren zugange. Die meiste Zeit bei Temperaturen bis zu – 6 Grad und öfterem Schneetreiben (unsere größte Sorge war, daß der Beton bei dieser Kälte nicht abbinden würde...).
Die Materialkosten für das Fundament spendete die Stadtsparkasse Ludwigshafen, die Holzbalken kamen von der GAG, die Dachziegel von der GEWOGE.
Die Lehmausfachung konnte natürlich nicht in der kalten Jahreszeit gemacht werden. Außerdem mußten wir erst umfangreiche Versuche mit dem Lehm aus unserem eigenen Boden anstellen um die optimale Mischung aus Lehm, Sand, Stroh, Wasser, Kasein und Ammoniak zu finden (die Firma "Türmerleim" half uns mit dem Kasein).
Im April holten wir u.a. aus Mörzheim, in der Nähe von Landau, Weidenzweige. Auch hier probierten wir einige Zeit, wie sie am einfachsten zu Verflechten gingen. Schließlich machten wir die Zweige in heißem Wasser (Blechfass mit Gasbrenner darunter) richtig biegsam.
Das "Lehmanwerfen" machte schon mehr Spaß. Die Mischung mußte mit den Füßen gestampft, d.h. gemischt werden. Dies war eine Aufgabe für die Schwergewichte unter uns, denn die Kinder blieben im Brei stecken.
Anschließend mußte der Lehm möglichst gleichzeitig von beiden Seiten auf das Flechtwerk "geworfen" werden. Dabei sendete S3 wieder einmal einen Bericht über den Fortschritt unserer Arbeit, allerdings ohne "O-Ton": Wenn zwei Jugendliche versuchen, gleichzeitig Lehm zu werfen und er etwas durch die Ritzen fliegt, sind die Kommentare kaum sendereif.......
Trotz der Knochenarbeit, es machte Spaß und hielt sogar.
Für den anschließenden Feinputz sollten "entfettete Schweineborsten" als Armierung beigemischt werden; nur, wie reinigt und entfettet man Schweineborsten direkt aus dem Schlachthaus?? Nach Konsultation sämtlicher bekannter Chemiker wurde zur natürlichen Entfettung geraten: Einfach vergraben und ab und zu nachschauen, ob die Würmer ihr Werk schon getan haben! Wir vergruben also zwei große "Speisbütten" voll in unserem Garten. Ein paar Tage später erhielt die JUFA einen neuen Traktor mit Pflug. Mit Begeisterung wurde er ausprobiert – und unsere "Borstenreinigungsanlage" dabei untergepflügt. Jetzt wurde beschlossen auf Wolle von unseren Schafen zurückzugreifen. Leider mußten wir bis zur nächsten Schafschur im Frühjahr warten. Für den Lehmbedarf legten wir in einer Ecke am Garten sogar eine "Lehmkuhle" an.
Die naturwissenschaftliche Ausbildungsabteilung der BASF entfettete uns rund 25 kg Rohwolle (das Rezept dazu mußte im Zuge der Globalisierung allerdings erst bei einer Niederlassung der BASF in Singapore beschafft werden).
Wieder werkelten ein Dutzend Kinder und Erwachsene einige Wochenenden. Die Wolle mußte "kardiert", kleingeschnitten, auseinander gezupft und in den Lehm-Sand-Kasein-Brei eingearbeitet werden. Im Prinzip funktionierte es, allerdings bekam der Putz ständig Risse. Erst ein Jahr später, im Herbst 2000, hatten wir dann die optimale Mischung gefunden.
Und wenn Sie glauben, der Stall wäre jetzt endlich fertig, wir wollen den Betonsockel noch mit Sandsteinen verblenden und den Lehm weiß kalken – und dann gehen bestimmt die Reparaturen los, dort, wo wir es nicht so ganz richtig gemacht haben....

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